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Seit 08.06.2013 aktualisiert 28.02.2014
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CD Review "Haywire Riot" von Steve Braun (Rocktimes)
Was kommt denn da aus dem Hause des Bluesspezialisten Ruf Records daher? Raubeinig-stacheliger Southern Rock? Hell yeah, ist Thomas Ruf nun unter die Rebel Flag-Schwenker gegangen?? Obwohl... so gänzlich fehlplatziert ist das gar nicht. Der Blues als Ausdruck des Lebensgefühls des Südens ist seit jeher ein wichtiges Standbein des Southern Rock. Zwar spielten ihn stets `Weiße`, denen von Dummköpfen oftmals Rassismus und noch Schlimmeres nachgesagt wurde, dennoch waren diese Musiker zutiefst von dem Sound der Afroamerikaner beeindruckt und beeinflusst. Naja, wenn man an die Schönheit des alten Atlanta denkt, kann man auch nur den Blues bekommen... sorry, ich `schwoff` gerade ab.
Skinny Molly wurde im Jahr 2004 von dem kurzzeitigen Skynyrd-Recken Mike Estes und dem Molly Hatchet-Gründungsmitglied Dave Hlubek gegründet. Im gleichen Jahr kam man nach Europa und räumte in Deutschland gewaltig ab. Trotzdem - und das ist ein Markenzeichen für die unstete Southern Rock-Szene - dauerte es ganze vier Jahre, bis mit No Good Deed das erste Album herauskam. Da hatte es Hlubek allerdings bereits zurück zu Hatchet gezogen.
Die Platte fiel seinerzeit bei mir komplett durch und verstaubte bis zu dieser Rezension im hintersten Winkel des Southern Rock-Regals. Aber auch nach vier Jahren kann man bei "No Good Deed" wenig Milde walten lassen. Skinny Molly wollten seinerzeit vielleicht auf Nummer sicher gehen und agierten merkwürdig verkrampft. Ein bisschen Country-, ganz viel Mainstreamrock... für die Southern-Szene zu zahnlos, fürs US-Radio nicht angepasst genug. Viel zu selten ließ man sich etwas Leine und dann blitzte, wie bei "Too Much", etwas von der Spielfreude der Band auf. Außer dem saftigen "High Price Of Low Livin`" ist herzlich wenig auf der Habenseite von "No Good Deed" zu finden.
Als dann Mastermind Estes für den schwer und lange erkrankten Bobby Barth bei Blackfoot einstieg, meinte man schon, das Sterbeglöcklein bimmeln zu hören. Nun, da Blackfoot in tiefer Agonie liegt, meldet er sich mit einem Klassealbum zurück... und hat sich mit Jay Johnson eine Muscle Shoals-Legende an die zweite Gitarre geholt. Das MUSS knallen - und genau das tut es auch!
Gleich "If You Don`t Care" knüppelt fett aus den Boxen - na also, geht doch! So muss Southern Rock klingen!! Mit "Devil In The Bottle" wird eine alte Skynyrd-Nummer nachgeschoben, an der Mike Estes als Co-Autor Rechte besitzt. Die Nummer ist wesentlich bissiger als die lasche Urversion auf der zwiespältigen "Endangered Species" von 1994. Nach diesem bärenstarken Auftakt lässt der etwas lasche Country-Rocker "Two Good Wheels" etwas durchhängen, bevor Skinny Molly mit "Too Bad To Be True" wieder das Messer zwischen die Zähne nehmen.
Die wahren Großtaten von "Haywire Riot" folgen nun erst. "Judge Parker", dem berühmt-berüchtigten `Hanging Judge` gewidmet, hat alles, was einen lupenreinen Südstaatenrocker ausmacht: ein kerniges Riff, schwerblütiges Feuer und eine Whiskey-gegerbte Stimme. "Bitin` The Dog" ist scharf, wie eine durchgeladene Waffe - das polternde "Shut Up And Rock" hat gar das Zeug zu einer Hymne. Die Gitarrenfigur zu "After You" erinnert zwar an Skynyrds "Double Trouble", was das Fußwippen und Kopfnicken zu diesem lässigen Country-Rocker kaum beeinträchtigt. Meine persönlichen Lieblingssongs sind die beiden Rausschmeißer "None Of Me No More" und "Dodgin` Bullets". Ersterer vermittelt genau die Stimmung einer schwül-heißen Nacht in den Swamps von Alabama - letzterer das Lebensgefühl des Südens... breit wie ein Monster-Truck.
"Haywire Riot" bringt für Skinny Molly so richtig Speck bei die Bohnen - ein äußerst herzhaftes Mahl nach der dünnen "No Good Deed"-Suppe. Nix für Feinschmecker, sondern eher was für Leute, die genau wissen, wie es sich anfühlt, nach zehnstündiger Maloche hungrig heimzukommen. Klasse, weiter so - aber das nächste Mal mindestens eine Viertelstunde länger. Wenig mehr als 35 Minuten ist schlapp!!
CD Review "No Good Deed" von Wolfgang Giese (Rocktimes)
Stets ist es nicht einfach, Platten zu rezensieren, die, wenn man sie erstmalig hört, Erinnerungen an andere Bands wecken. Da werden dann schnell `Referenzen` bemüht, Referenzen, die eine gewisse `Messlatte` darstellen...
So haben wir mit Skinny Molly straighten Southern Rock. Klar, Vergleiche drängen sich zunächst massenweise auf, hier waren es für mich spontan Molly Hatchet, Lynyrd Skynyrd und 38 Special. Meist geht es mir so, dass mir sofort subjektive positive wie negative Aspekte auffallen, oder überhaupt Dinge, die die Musik für mich charakterisieren. Hier war es erst einmal dieser herrlich knochentrockene Sound, der mich `in den Bann` zog, dann fielen mir ZZ Top ein, denn spätestens beim zweiten Stück, "High Price Of Low Livin`", scheppert es wie einst bei Gibbons & Co. in ihren `mittleren bis späteren` Tagen...
Und der Sänger, für mich eine sehr positive Erscheinung und Estes, der ja bereits für kurze Zeit Mitglied als Gitarrist bei Lynyrd Skynyrd war, hört sich bisweilen in seiner Ausdrucksstärke an, wie der Sänger einer meiner liebsten Celtic-Rock-Bands, den verblichenen Rawlins Cross, nämlich Joey Kitson. Damit, nach Z.Z.Top und Joey Kitson lande ich natürlich bei der `Referenz` Lynyrd Skynyrd.
LS sind für mich eindeutig stimmiger, groovender, mehr zu den Südstaaten passend, lasziv. Die Molly rockt hier vielmehr knochentrocken, wie ich oben bemerkte. Und solange es rockt, bin ich auch zufrieden. Werden allerdings balladeske Töne angeschlagen, erstmals auf "Just Me", bin ich nicht mehr zufrieden. Denn hier fehlt mir genau das, was ich bei LS so liebe, dieses `warme, griffige, herzergreifende Element`, das in die Seele kriecht. Vorliegend klingt mir das sehr uninspiriert, nicht mit `Herzblut` vorgetragen. Nun ja, kleiner Schönheitsfehler, denn ansonsten rockt es wieder gut ab. Auf "Whiskey, Cocaine And Blues" bluesrockt es gar staubtrocken und wird mit Estes` Stimme absolut dreckig und ergreifend vorgetragen.
Doch mein `Liebling` ist ganz klar jenes Stück, mit dem Molly in die `Referenzklasse` einer Band wie LS aufsteigt: "Me And The Devil Himself", mit Mandoline untermalt, mit dem so herrlich groovenden und schleppenden Rhythmus, wie ich ihn liebe.
Bis auf drei etwas `aus dem Rahmen fallende` Tracks also ein durchgängig stimmiges und rockendes und durchaus harmonisches Album, mit dem die Band noch nicht in die Oberklasse aufgestiegen, aber auf einem guten Weg dorthin ist.


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